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Susann Pásztor. Die Geschichte von Kat und Easy

Nach Jahrzehnten treffen sich Kat und Easy wieder, die als Teenies mal für kurze Zeit die besten Freundinnen waren. Gemeinsam haben sie das Leben, Drogen und die erste Liebe erlebt – bis ein Unglück das Band zwischen ihnen zerrissen hat. Mit Anfang 60 versuchen sie, die Freundschaft zu erneuern.

1973 sind Kat und Easy dicke Freundinnen. Es ist die weltgewandte Kat die aus Isolde den Spitznamen Easy macht, sie ist es auch, die die Nase voll hat von der Spießigkeit und der Bravheit ihrer Mitschüler. Das Leben müsse endlich richtig beginnen, jetzt mit 16, findet sie. Und Easy macht eine Liste, was sie möglichst bald erleben will: das erst Mal blaumachen, den ersten Rausch, Alkohol und Drogen, den ersten Sex. Denn Easy ist sicher, dass Kat das alles längst erlebt hat, so wie sie spricht und mit welcher Verachtung sie die Langweiler behandelt.

Die erste Liebe

Im Jugendtreff ihrer Kleinstadt blicken sie über den Horizont ihrer Klasse hinaus, dort gibt es Drogen, keine große Sache. Und dort gibt es Fripp, der mit 21 zu den „Erwachsenen“ zählt, der so ruhig und überlegen scheint, der schon einen Beruf hat und ein Auto und der Hesse liest. Beide Mädchen verlieben sich in Fripp – und reden nie miteinander darüber. Scheuen davor zurück, auch als längst klar ist, dass er auch mit beiden etwas anfängt …

Wiedersehen

Fast 50 Jahre später betreibt Kat einen erfolgreichen Blog, auf dem sie weise Ratschlägt zu Lebensproblemen gibt. Und Easy schreibt ihr. Und lädt sie dann ein, gemeinsam in ihr altes Häuschen auf Kreta zu fahren. Sich wiedertreffen, schauen, was aus dem Leben so geworden ist nach diesem 1973. Kat ist skeptisch, aber wohl doch neugierig, und nimmt die Einladung an. Und sie sieht gleich: Easy ist noch immer schön und von einer Leichtigkeit, die ihr selbst nicht bewusst scheint.

Annäherung

Bei gemeinsamen Mahlzeiten, Feiern mit den griechischen Nachbarn, Drogenausflügen nähern sich die Frauen langsam wieder einander an. Nur an das Unglück, das sie damals getrennt hat, traut sich lange keine von beiden zu rühren …

Blendwerk?

Autorin Susann Pásztor wechselt in ihrem Buch zwischen den beiden Zeitebenen hin und her, das ist sehr routiniert gemacht, gut erzählt und erlaubt eine gewisse Nähe zu Kat. So könnte es gewesen sein 1973, zwischen zwei Teenagerinnen, die das „wilde“ Leben suchen. Auch der behutsamen Annäherung der Erachsenen kann man folgen – nur wird die Geschichte von ziemlich vielen Drogen zusammengehalten oder von ihrem Konsum, damals und heute, dominiert. Warum das? Hatte die Autorin Angst, die Geschichte wäre sonst zu ruhig, zu wenig spektakulär?

Da wäre noch mehr drin gewesen

Aber aufregend machen auch die diversen Drogen das Geschehen nicht. Es bleibt eine eher ruhige kleine Geschichte, die Susann Pásztor allerdings sehr gut erzählt und in der die Leserin die kurze Bekanntschaft von zwei interessanten Frauenfiguren machen kann. Schade, dass es insgesamt etwas oberflächlich bleibt und sich nur auf dieses „Unglück“ fokussiert. Da wäre noch mehr drin gewesen.

Susann Pásztor. Die Geschichte von Kat und Easy. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2021.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

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