Frankreich, Krimi

Susanne Mischke. Das dunkle Haus am Meer (2003)

Das dunkle Haus am Meer hat bei den Einheimischen keinen guten Ruf, hier soll es spuken. Und als die Touristensaison in Saint-Muriel zu Ende geht, scheinen auch Helen und Paul nicht mehr so willkommen zu sein.

Das deutsche Ehepaar Helen und Paul haben sich in ihr Haus in der Bretagne zurückgezogen. Hier verstecken sie sich vor der Presse und wollen sich erholen von dem Mordvorwurf, wegen dem Paul in Untersuchungshaft saß. Seine Geliebte Anke war nach dem Sport auf einem Parkplatz erstickt worden. Helen ist sicher, dass Paul nichts damit zu tun hatte, und genießt die gemeinsame Auszeit. Allerdings holt die Vergangenheit sie auch hier am „Ende der Welt“ ein.

Verschwundene Dorfbewohner

Helen hat sich in Saint-Muriel mit einer Deutschen angefreundet, die dort verheiratet ist. Deren Mann Claude ist der Dorfcasanova, das bekommt auch Helen zu spüren – und sie beobachtet, wie Claude sich an eine Jugendliche ranmacht. Die ist kurz darauf verschwunden und wird später tot am Strand angespült. Aber auch Claude verschwindet …

Schatten aus der Vergangenheit

Im Nachbarhaus hat sich ein weiterer Deutscher eingemietet, der Richter möchte hier seinem Leben ein Ende setzen. Aber nicht, bevor er noch einmal mit seinem alten Freund Paul geredet hat. Denn beide verbindet eine dunkle Geschichte mit diesem bretonischen Ort. Zu der noch ein Dritter gehörte, Carolus Beermann, der gerade wegen Steuerhinterziehung und Betrugsverdachts in Untersuchungshaft sitzt und dort Selbstmord begangen hat. Seine junge Witwe Beatrix ist plötzlich mittellos und unter ständiger Beobachtung der Polizei. Einer dieser Polizisten hat schon längst seinen Weg in die Bretagne gefunden.

Düster und geheimnisvoll

Die drei Schulfreunde verbindet nicht nur die dunkle Vergangenheit, sondern auch viel aktuellere gemeinsame Aktionen. Das alles schält sich aber erst nach und nach aus dem Dickicht heraus, denn eine klare Handlungsstruktur sucht man in diesem Roman vergeblich. Alles ist recht düster und undurchsichtig, es bleibt geheimnisvoll, was sich in diesem Haus abspielt. Was ist real und was nur Fantasie von Helen? Und wie hängt am Ende alles zusammen?

Aber doch spannend

Das ist ganz spannend erzählt, erinnert bisweilen aber auch an alte Schauerromane mit dem tiefen, tiefen Keller des Hauses, das so unerwartet gut gesichert ist. Wozu braucht ein Sommerhaus Panzerglas? Eine Frage, der Helen aber nicht weiter nachgeht. Am Ende löst sich beinahe alles recht schlüssig auf, wenn es auch vielleicht der Düsternis und der Zufälle etwas viel ist. Oder hat mich so gestört, dass eigentlich die Bretagne und die Bretonen nicht besonders gut wegkommen in diesem „Krimi“? Oder dass es keine Ermittlung gibt? Doch wenn man darauf verzichten kann, findet man auf jeden Fall eine spannende Lektüre.

Susanne Mischke. Das dunkle Haus am Meer. Ein Bretagne-Krimi. München: Piper, 2003.

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