England, Krimi

Elizabeth George. For the Sake of Elena – Inspector Lynley 5 (1992)

Nach dem Schulkrimi (Well-Schooled in Murder) jetzt ein Universitätskrimi. Aber ein ganz anderer Fall!

Bei ihrem üblichen Morgenlauf in Novembernebel in Cambridge wird Studentin Elena Weaver erschlagen. Sarah Gordon, eine Malerin, findet die Leiche, als sie vor Ort malen will. Die Universität besteht darauf, dass Scotland Yard die Ermittlungen übernehmen soll, die Polizei habe in einem vorherigen Fall von einem Selbstmord an der Uni nicht richtig gearbeitet. Der zuständige Beamte hat überraschender Weise nichts dagegen, dass Inspector Thomas Lynley in sein Revier eindringt. Und Lynley hat sich sogar freiwillig für diesen Fall gemeldet – weiß er doch, dass seine Liebe Lady Helen gerade bei ihrer Schwester in Cambridge ist.

Lebenslust

Elena Weaver gehörte akademisch nicht zu den herausragenden Studentinnen. Sie war zwar taub, konnte sich aber gut verständigen, und sie war auch schön und unternehmungslustig, was in ihrem ersten Jahr an der Uni für Probleme sorgte. Als Auflage für ihr weiteres Studium sollte sie sich unter anderem der sehr aktiven Gruppe tauber Studenten an der Uni anschließen. Dass der Leiter dieser Gruppe, Gareth, Elena liebte zeigt sich nicht nur in der großen Flugblattaktion, die er nach ihrem Tod startet. Wie verhört man einen Tauben, fragt sich Lynley, aber natürlich ist eine Dolmetscherin zur Hand.

Papa Professor

Für Konflikte sorgte auch das Verhältnis Elenas zu ihrem Vater. Anthony Weaver lehrt als renommierter Historiker in Cambridge und setzte alles daran, die Tochter wieder in sein Leben zu holen, nachdem er sie und seine Exfrau Glyn verlassen hatte, als Elena fünf war. Elena war genervt, dass er ihr in jede Hausarbeit reinredete – so viel erfahren wir Leser noch von Elena selber, bevor sie ermordet wird. Dass Anthony Weaver im Gespräch für einen sehr prestigeträchtigen Lehrstuhl ist, erfährt Lynley auch schon bald. Kann es sein, dass Weaver deshalb zu viel Druck auf seine Tochter ausgeübt hat? Dass er sie mit seinem Doktoranden verkuppeln wollte, gehörte auch zu seinen Plänen für die perfekte Tochter.

Rebellion

Als sich bei der Obduktion herausstellt, dass Elena schwanger war, taucht ein mögliches Mordmotiv auf. Denn weder der Doktorand noch Gareth hatten eine Beziehung mit Elena. Wer war der geheime Liebhaber? Und wie viel hat das mit der Bevormundung durch Elenas Vater zu tun?

Private Sorgen

Während wir die Ermittlungen verfolgen, die Elizabeth George wie gewohnt mit einer Fülle von Details um Stimmungen und Charaktere bereichert, bekommen die beiden Ermittler auch wieder ihre privaten Sorgen. Lynley wirbt nach wie vor um Lady Helen, bekommt aber beim Besuch von Helens depressiver Schwester einiges zum Nachdenken über das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, besonders in der Ehe. Und Barbara Havers muss feststellen, dass sie es nicht schaffen kann zu arbeiten und gleichzeitig ihre demente Mutter zu betreuen. Doch macht sie es sich nur zu einfach, wenn sie die Betreuung abgibt?

Also wie immer ein spannender Fall mit vielen Dimensionen, den George zu einem runden und tiefgehenden Leseereignis macht.

Elizabeth George. For the Sake of Elena. New York: Random House, 1992. | Denn bitter ist der Tod. München: Blanvalet, 1993. (Inspector Lynley 5)

Mehr zur Autorin und ihrer Krimiserie auf der Autorinnenseite Elizabeth George.

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