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Jean-Luc Bannalec. Bretonisches Vermächtnis – Kommissar Dupin 8 (2019)

Das Kommissariat in Concarneau ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, alle haben sich in den Urlaub davongemacht. Ausgerechnet jetzt stürzt der reiche und angesehene Arzt Pierre Chaboseau aus seiner Wohnung über dem Amiral zu Tode. Ein Unfall? Oder Mord? Kommissar Dupin muss im frühsommerlichen Concarneau mit zwei ihm fremden Polizistinnen ermitteln … und es bleibt nicht bei dem einen Toten.

Einen Fall vor seiner eigenen Haustür – bzw. im Haus seines Stammlokals Amiral – hatte Kommissar Georges Dupin bisher noch nicht. Dabei hatte er sich gerade auf ein freies Pfingstwochenende eingestellt, schließlich ist das Kommissariat geschlossen, nachdem die Renovierungsarbeiten mit Lärm und Gestank schon alle Beamten in den Wahnsinn getrieben hatten. Nolwenn ist auf einer Radtour unterwegs, Riwal mit Familie auf einer Insel, Kadeg sowieso in Elternzeit und über Pfingsten haben sich Claires Eltern angesagt.

Tod eines einflussreichen Bürgers

Doch die frisch gebackene Witwe Chaboseau weiß sich zu helfen und ruft direkt bei Dupin an, als sie ihren Ehemann tot im Hof liegen sieht. Die Familie gehört zur High Society der Stadt, hat Einfluss und Geld, neben der Arztpraxis auch diverse geschäftliche Investitionen, eine wertvolle Kunstsammlung usw. Dupin eilt von seinem Ausflug heim nach Concarneau an den Tatort. Docteur Chaboseau ist eindeutig durch eine große Fensterscheibe in seinem Arbeitszimmer in den Hof gestürzt, aber Dupin hat das Gefühl, dass da jemand nachgeholfen hat. Dass Chaboseau in der Stadt beste Kontakte hatte, macht den Fall natürlich nicht einfacher – ohne Nolwenn fühlt Dupin sich komplett aufgeschmissen. Und so nimmt er die Ermittlungen zum Toten auf und fahndet gleichzeitig nach Nolwenn …

Mordmotive

Es stellt sich heraus, dass Chaboseau mit zwei Freunden, dem Apotheker Priziac und dem Weinhändler Luzel, an verschiedenen Geschäften beteiligt war, nicht alle unumstritten. Könnte hier ein Motiv für einen Mord liegen? Im Streit mit dem Bürgermeister? Oder in der ungeregelten Praxisübergabe? Oder hat der ganze Fall tatsächlich irgendwie mit dem Kriminalroman Maigret und der gelbe Hund zu tun, der in Concarneau spielt und den Georges Simenon 1931 veröffentlicht hat? Jedenfalls fühlt sich immer wieder jemand an diese Geschichte erinnert und sieht Parallelen, bis Dupin sich den Krimi im Rahmen seiner Ermittlungen tatsächlich vornimmt.

Ermittlungen in der Nachbarschaft

Die beiden neuen Kolleginnen sind dann doch eine ganz gute Unterstützung für Dupin, aber er atmet auf, als Nolwenn und Riwal wieder auftauchen. Dass er das Amiral zur „Einsatzzentrale“ machen kann, kommt ihm andererseits ganz gelegen. Doch Ermittlungen in der eigenen Stadt haben Vor- und Nachteile: Zwar kennt Dupin einige Personen, die er befragen kann, andererseits laufen ihm Claire und ihre Eltern immer gerade dann über den Weg, wenn er sich eine kurze Auszeit zum Nachdenken nimmt …

Fantastisch

Kurze Beschreibungen von bretonischer Landschaft, dem Wetter und Geschichten und Legenden gehören ja zu jedem „Bannalec“. In diesem Band fand ich das Zusammenspiel besonders gelungen – vielleicht aber auch, weil meine Bretagne-Sehnsucht gerade besonders groß ist und ich die beschriebenen Orte kenne oder weil frühsommerliches Wetter am Meer so besonders reizvoll ist, während einer Hitzewelle in der Stadt. Dazu kommt dann die geschickte Verknüpfung eines alten Klassikers der Kriminalliteratur mit einem interessanten aktuellen Fall und das gewohnte, sympathische Team mit seinem intelligenten, häufig exzentrischen Chef Dupin – und heraus kommt ein Krimi, der für mich ganz klar das bisherige Highlight meines Krimijahres darstellt.

Ein Krimi, den ich auf jeden Fall noch häufig weiterempfehlen will!

Jean-Luc Bannalec. Bretonisches Vermächtnis. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2019. (Kommissar Dupin 8)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Weitere Infos zum Autor und zur Serie auf der Autorenseite Jean-Luc Bannalec.

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