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Tom Hillenbrand. Qube (2020)

Science-Fiction? – Das ist nichts für mich, interessiert mich nicht, hätte ich eigentlich gesagt. Wie gut, dass ich für Qube eine besondere Empfehlung hatte, sodass ich das Abenteuer gewagt habe! Mir wäre sonst ein selten spannender und intelligenter Lesegenuss entgangen.

Mit einem zweiten Teil zu beginnen, kann zur Herausforderung werden – hier klappte es problemlos. Qube spielt im Jahr 2091 (Orwell lässt grüßen), die Klimaerwärmung ist weiter fortgeschritten, der Mittelmeerraum ist nicht mehr bewohnbar und etliche Städte sind im Meer versunken. Die Technologie ist natürlich entsprechend weiterentwickelt, längst lassen sich Gehirne digitalisieren und in einen anderen Körper hochladen, mit einem der Weltraumaufzüge ist man schnell im All. Wo übrigens die Kieselkaiserin, ursprünglich Luxemburgerin, groß im Geschäft ist mit dem Abbau der wertvollen Rohstoffe.

Künstliche Intelligenz

Um die Klimaerwärmung aufzuhalten, wurde vor Jahrzehnten ein hoch leistungsfähiger Computer entwickelt, eine Künstliche Intelligenz, die allerdings dann zur Bedrohung wurde. Die Spezialisten der UNANPAI konnten die KI damals gerade noch aufhalten (soweit lässt sich der Inhalt des ersten Bandes Hologrammatica hier leicht erschließen). Seitdem arbeiten die Spezialagenten laufend daran, Spuren einer möglichen KI nachzugehen.

Special Agent Bittner

Zu diesen Spezialagenten gehört auch Fran Bittner, wahlweise mal Francesca, mal Francesco, der jetzt den Auftrag erhält, Calvary Doyle zu beobachten. Der investigative Journalist ist gerade in London nur knapp einem Mordanschlag entgangen. Ein Schuss in den Kopf hätte seine Karriere eigentlich beendet, wenn er nicht kurz vorher ein digitales Back-up seines Gehirns hätte erstellen lassen, das er jetzt in seinen Körper hochladen lässt. Einziger Wermutstropfen: Das Back-up ist nicht ganz auf dem neusten Stand, die letzten Wochen, in denen Doyle in seinen Recherchen Brisantes entdeckt hatte, fehlen. Fran hängt sich also folgsam an Doyle, wobei es von Vorteil ist, dass er sein Aussehen mittels Holographie laufend verändern kann, er vollzieht Doyles Recherchen und Reisen nach, auch ins All …

Qube

Der Titel des Romans weist darauf hin, was im Zentrum des Romans steht: der Qube, ein kleiner Würfel, in dem damals die Künstliche Intelligenz steckte. Einen solchen Qube hat jedenfalls einer der Bösewichte des Romans, der allerdings vor der Aktivierung der KI im Qube für seine eigene Unsterblichkeit sorgen will. Dazu benötigt er eine spezielle Software, einen Hack eigentlich, dem er mit allen Mitteln, die ihm als ruchlosen Milliardär zur Verfügung stehen, nachjagt.

Gamer

Parallel kann der Leser das Leben von Persia beobachten, einer Profigamerin. Die Holographie macht es möglich, dass Spieler jetzt komplett in die Welt des Spiels eintauchen und entsprechend körperlich agieren müssen. Jedenfalls bei den „Sweats“, so wie Persia sie spielt. In diesem Erzählstrang kommen vermutlich Fans von Computerspielen besonders auf ihre Kosten, denn viele Spielverläufe werden sehr detailliert und spannend geschildert – bis hin zu dem einen ganz besonderen Spiel zum Finale des Romans, in dem sich die Spielwelt mit der Realität auf eine ganz besondere Weise vermischt. Und wo eigentlich nichts Geringeres auf dem Spiel steht als die Weltherrschaft.

Intelligent und hochspannend

Die Handlung bietet einen ganz besonderen Höhepunkt, den ich einfach genial finde – aber lieber nicht verraten will. Empfehlen will ich das Buch aber auf jeden Fall, auch denjenigen, die, wie ich, mit Science-Fiction eigentlich nichts anfangen können oder besser gesagt: bisher nur wenig anfangen konnten. Die Anknüpfungspunkte an unsere Realität sind so offensichtlich, dass man als Leser auch vieles andere fast für möglich hält. Interessante Gedankenspiele sind die Welt und die Entwicklungen des Romans auf jeden Fall und sie lassen den Leser mit einem geschärften Blick auf die (Un-)Möglichkeiten der (Computer-)Technik zurück. Und nicht zu vergessen ist die ganze Story humorvoll und durchgehend höchst spannend erzählt. Ein absoluter Lesegenuss!

Tom Hillenbrand. Qube. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2020. (Aus der Welt der Hologrammatica 2)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDe!

Mehr zum Autor und zur Serie auf der Autorenseite Tom Hillenbrand.

3 Gedanken zu „Tom Hillenbrand. Qube (2020)“

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